Am 15.10.2022 fand im baden-württembergischen Schwäbisch Gmünd die Diözesantagung der Ackermann-Gemeinde der Sudetendeutschen in der Diözese Rottenburg-Stuttgart, statt. Prof. Dr. Rainer Bendel hatte hierzu Dr. Sprungala als Referenten eingeladen.
In seiner Einleitung schrieb Prof. Bendel: Wir erfahren in diesen Wochen, wie manipulativ Geschichtsbilder als Basis und Legitimation für Machtausübung eingesetzt werden. Wir wissen um die Identität stiftende Kraft von Geschichtsbildern. Wir sprechen seit einigen Jahren sehr ausführlich und intensiv über Erinnerungskultur und deren Bedeutung für einen gemeinsamen Diskurs auch über schwierige Themen der Geschichte. Wir wissen und spüren, dass wir für eine Entlastung Erinnerungsorte brauchen. Über zentrale Impulse für die Erinnerung, oft für eine Neuorientierung für die Vergebung, ja auch Versöhnung will die Herbsttagung der Ackermann-Gemeinde der Diözese Rottenburg- Stuttgart sprechen: Versöhnungsgesten.
Menschen wollten Zeichen setzen, ein tiefes Empfinden zum Ausdruck bringen, einen Wunsch signalisieren…
Gesten, oft so gar nicht geplant, sondern aus einem intuitiven Erfassen der Erfordernisse des Augenblicks erwachsen Rituale, die an einem ungewöhnlichen Ort transferiert werden, wie Signale eingegraben in die Erinnerung, weil sich damit Wege aufgetan haben.
Impulsvorträge hielten:
Dr. Otfrid Pustejovsky, Osteuropa-Historiker und katholischer Theologe, über die Predigt von Pater Paulus Sladek (1908-2002) in Haidmühle, direkt an der deutsch-tschechischen Grenze, im Jahr 1955.
Dr. Martin Sprungala, Osteuropa-Historiker, sprach über den Kniefall von Willy Brandt in Warschau und seine Wirkung und Nachwirkung in Deutschland und in Polen. Bei dieser Gelegenheit stellte er auch kurz die Landsmannschaft Weichsel-Warthe vor.
Dr. theol. P. Deogratias Maruhukiro (aus Burundi), Forschungsassistent am Lehrstuhl für Caritaswissenschaft an der Katholisch-Theologischen Fakultät der Universität Freiburg und Mitiniator der Freiburger Friedensgespräche, bei denen im Exil lebende Politiker aus verfeindeten afrikanischen Ländern versuchen, miteinander in einen Dialog zu kommen. Er stellte die Bedeutung von Gesten im Versöhnungsprozess im Afrika der Großen Seen vor, wo es in Ruanda von April bis Juli 1994 zu umfangreiche Gewalttaten, einem Völkermord, gekommen, bei dem die Mehrheit der Hutu etwa eine halbe bis eine Million Tutsi ermordet hat. Der Genozid ereignete sich im Kontext eines langjährigen Konflikts.
Auch ein anschließendes Podiumsgespräch war Teil des Programms.