Zentraler Tag der Heimat und 12. Hessischer Gedenktag im Schloss Biebrich
Wiesbaden, 21. September 2025: Rund 200 Gäste aus Politik, Gesellschaft und den Vertriebenenverbänden kamen im festlich geschmückten Schloss Biebrich zusammen, um am diesjährigen Zentralen Tag der Heimat teilzunehmen. Dieser markierte zugleich den 12. Hessischen Gedenktag für die Opfer von Flucht, Vertreibung und Deportation. Der Festakt wurde vom BdV-Landesverband Hessen in Kooperation mit der Hessischen Staatskanzlei organisiert und durch das Hessische Ministerium des Innern, für Sicherheit und Heimatschutz unterstützt.
BdV-Landesvorsitzender Siegbert Ortmann eröffnete die Veranstaltung und erinnerte in seiner Ansprache an das diesjährige Leitwort „80 Jahre: Erinnern – Bewahren – Gestalten”. Erinnerung sei Mahnung und Verpflichtung zugleich, so Ortmann. Nur wer sich der Geschichte stelle, trage dazu bei, eine Zukunft zu gestalten, in der Hass, Gewalt und Vertreibung keinen Platz haben.
In seiner Rede stellte Innenminister Prof. Dr. Roman Poseck die bleibende Bedeutung des Gedenktages heraus. Er erinnerte an das Leid der Opfer und würdigte die Aufbau- und Integrationsleistungen der Heimatvertriebenen. Jede dritte Familie in Hessen habe einen Vertriebenen-Hintergrund und bereichere das Land bis heute mit ihrer Kultur – ob Musik, Tanz, Kulinarik oder Bräuche. Poseck betonte zugleich den Beitrag der Vertriebenen zur europäischen Aussöhnung und versprach, die Arbeit der Verbände auch künftig nach Kräften zu unterstützen. Der BdV Hessen und die weiteren Vertriebenenverbände stellen sich dieser demokratiefördernden Aufgabe unter anderem durch Bildungsreisen im In- und Ausland, analoge und digitale Lern- und Bildungsangebote, Lesungen, Ausstellungen und weitere Veranstaltungen.
In seiner Festrede erinnerte Rafał Bartek, der Vorsitzende des Verbandes der deutschen sozial-kulturellen Gesellschaften in Polen (VdG), sowie international anerkannter Fürsprecher der deutschen Minderheit in Polen, an das Schicksal der deutschen Minderheit in Polen nach 1945. Er schilderte Orte wie Lamsdorf, Potulitz und Zgoda, an denen viele Menschen Opfer von Gewalt und Verfolgung geworden waren, und wies auf die Notwendigkeit hin, die Erinnerung durch Bildungsarbeit am Leben zu erhalten. Nur wenn die Erinnerung weitergegeben werde, könne ein Europa der Wahrheit, Versöhnung und des Friedens bewahrt werden.
Andreas Hofmeister, Hessens Landesbeauftragter für Heimatvertriebene und Spätaussiedler, unterstrich in seinem Schlusswort die doppelte Bedeutung des Gedenktages. Es gehe einerseits darum, der Opfer zu gedenken, andererseits die Leistungen der deutschen Heimatvertriebenen und (Spät-)Aussiedler für Hessen zu würdigen. Erinnern sei aber auch Mahnung, heute wachsam gegenüber Unrecht und Ausgrenzung zu sein.
Für die musikalische Umrahmung bei dem Festakt im Biebricher Schloss sorgten Ensembles der Jungen Musik Hessen gGmbH. Mit klassischen und festlichen Stücken prägten sie den feierlichen Rahmen. Im Anschluss zur Veranstaltung nutzten die Gäste bei einem Empfang im Schloss die Gelegenheit zum Austausch. Die Botschaft des Zentralen Tages der Heimat 2025 war eindeutig: Die Pflege der Erinnerungskultur ist für Hessen unverzichtbar. Sie dient dem gesellschaftlichen Zusammenhalt, der gegenseitigen Unterstützung, der Identitätsbildung, der Heimatverbundenheit und dem Kampf gegen spaltende politische Einflüsse. Der Blick der Verbände ist dabei auf die Zukunft, auf das europäische Miteinander und die kommenden Generationen gerichtet.
Pressemitteilung: BdV, Landesverband Hessen e.V.
Fotos (©Paul Müller, Hessische Staatskanzlei):
Rafał Bartek bei seiner Ansprache an die rund 200 Gäste im Biebricher Schloss.
Blick in den Saal auf Festredner und hochrangige Gäste die der Einladung gefolgt sind.